Beitrag von Tierzuchtdirektor DI Fanz VUK:
Das Burgenland verfügt zwar über eine verhältnismäßig kleine Fleckviehpopulation, diese kann jedoch im Bundesländervergleich auf höchste Leistungen verweisen. Die konsequente Zuchtarbeit der heimischen Fleckviehzüchter im Rahmen des Burgenländischen Rinderzuchtverbandes bildet die Basis für das hohe Niveau, auf das die burgenländischen Fleckviehzüchter stolz sein können.
Der konsequente Einsatz von bestveranlagten Stieren über die Künstliche Besamung wird im Burgenland bereits seit Jahrzehnten konsequent verfolgt. Der Burgenländische Rinderzuchtverband, in Abstimmung mit der Burgenländischen Landwirtschaftskammer als Betreiberin eines Samendepots, versucht laufend Samen von aktuellen Spitzenvererbern auf Basis der Zuchtwertschätzergebnisse der Rinderzucht Austria für die Fleckviehzucht auszuwählen und bereitzustellen. Nach Einführung der genomischen Zuchtwertschätzung im Jahr 2011 konnten seither im Zuge von Genomuntersuchungen regelmäßig Spitzenvererber aus burgenländischen Zuchtbetrieben identifiziert und über die Besamungsorganisation Genostar für den Besamungseinsatz ausgewählt und für die gesamte Fleckviehpopulation eigesetzt werden.
Das Zuchtprogramm definiert das Zuchtziel und die Nutzungsrichtungen für die Rasse Fleckvieh. So sind die Hauptnutzungsrichtungen von Tieren der Rasse Fleckvieh die Produktion von Milch und Fleisch. Zuchtziel ist es, die Leistungs- und Fitnesseigenschaften der Tiere entsprechend zu verbessern. Fleckvieh wird in den beiden Nutzungsarten Milch und Fleisch gezüchtet. In der Nutzungsart Milch wird eine weitere Verbesserung der Milchleistung, der Fitness, des Exterieurs und der Gesundheitsmerkmale bei zumindest gleichbleibenden Leistungen in der Mast angestrebt. In der Nutzungsart Fleisch (Mutterkuhhaltung) liegt der Schwerpunkt auf einer Verbesserung der Masteigenschaften und der Fitness bei weiter guter Milchleistung der Kühe für eine ausreichende Milchversorgung des Kalbes.
Bei einem Rückblick seit Einführung der genomischen Zuchtwertschätzung 2011 können folgende im Burgenland gezüchtete Fleckviehstiere in der Nutzungsart Milch aufgelistet werden, die über die Besamung Genostar in der gesamten Fleckviehpopulation zum Einsatz kamen. Es sind die Stiere ab dem Geburtsjahrgang 2011 mit ihrem erstmalig geschätzten genomischen Gesamtzuchtwert berücksichtigt.
Stiername | Nummer,
Geb. Datum |
Vater, Muttervater | Züchter | gen. GZW bei Erstschätzung |
GS RC 4 | AT 875.597.118,
geb. 12.04.2011 |
GS Römer,
Vanstein |
Walitsch Fritz, Neusiedl b. Güssing | 132
(Aug. 2012) |
GS Verona | AT 571.366.619,
geb. 10.01.2012 |
GS Rave, Weinold | Koch Irene,
Markt Allhau |
134
(April 2013) |
GS Wegweiser | AT 688.334.122,
geb. 15.06.2013 |
Wipeg,
Reflex |
Lw. Fachschule Güssing | 132
(Dez. 2014) |
GS W1 | AT 039.867.568,
geb. 29.05.2017 |
GS Wattking, Wille | Mittl Christian, Eberau | 139
(Aug. 2018) |
GS Jedermann | AT 565.704.368,
geb. 27.05.2018 |
Jack,
Hurly |
Kaipel Edit und Otto, Wiesfleck | 142
(Aug. 2019) |
GS Hummer | AT 711.940.968,
geb. 25.06.2018 |
GS Hut Ab, Vermeer | Ing. Koch Martin,
Markt Allhau |
132
(Aug. 2019) |
GS Wuhudler | AT 267.174.169,
geb. 28.12.2018 |
Waban, Manigo | Bauer Christian,
St. Michael |
136
(April 2020) |
GS Winten | AT 951.695.369,
geb. 16.02.2020 |
Weissensee, GS Wrigley | Mittl Christian, Eberau | 142
(Aug. 2021) |
Besonders erfreulich ist, dass nach der letzten Zuchtwertschätzung vom August 2023 auch bereits Nachkommen von erst kürzlich eingesetzten Fleckviehjungstieren, die nun auch bereits über eine Nachkommenprüfung verfügen, in den Besamungseinsatz für die nächste Stiergeneration kommen. So sind die Stiere GS Jedermann, gezüchtet von der Familie Kaipel aus Wiesfleck, und der von Christian Bauer aus St. Michael stammende GS Wuhudler in die Gruppe der töchtergeprüften Vererber gekommen. Mit jeweils 132 Gesamtzuchtwert sind sie damit unter den Top 50 in dieser Kategorie österreichweit.
Von GS Jedermann, der über seinen Vater Jack auf Hippo zurückgeht und so auch eine Linienalternative (Linie Hodscha) darstellt, wurden drei Söhne wieder in den Besamungseinsatz übernommen. Insgesamt wurden 102 Kandidaten untersucht. GS Wuhudler, Vater Waban brachte sechs von seinen 157 getesteten Söhnen in den Besamungseinsatz.
Beide werden aber auch der mütterlichen Seite noch in Erscheinung treten. Bei 64 Stierkälbern die genomisch getestet wurden, ist GS Jedermann der Muttervater. Fünf dieser Kälber haben einen Gesamtzuchtwert von über 140, der beste liegt bei 146. Bei GS Wuhudler sieht es derzeit ganz ähnlich aus, 59 Kandidaten in der Liste stammen aus einer Tochter von ihm, wobei 9 bei einem Gesamtzuchtwert über 140 und der Erstgereihte bei einem Gesamtzuchtwert von 150 liegt.
Aus dem Betrieb Christian Mittl in Eberau kamen in jüngster Vergangenheit zwei erfolgreiche Vererber, GS W1 und GS Winten. Von GS W1 kamen 8 Söhne in den Besamungseinsatz. Mit einem Gesamtzuchtwert von 141 ist GS Winten weiterhin ein gefragter Jungstier in der Fleckviehzucht, auch von ihm werden in Zukunft Nachkommen mit hohen Zuchtwerten zu erwarten sein.
In der Nutzungsart Fleisch ist der Fleckviehzuchtbetrieb Hannes Lipp aus St. Martin an der Raab für die erfolgreiche Zucht von fleischbetonten Fleckviehvererbern international bekannt. Die von ihm gezüchteten Stiere zeichnen sich durch überdurchschnittliche Fleischzuchtwerte und durch genetische Hornlosigkeit aus. In den letzten 10 Jahren kamen folgende Stiere aus dem Betrieb Lipp in einem breiten Besamungseinsatz über die Künstliche Besamung, ihr Fleischwert ist mit Stand August 2023 angeführt.
Stiername | Nummer,
Geb. Datum |
Vater,
Muttervater |
Fleischwert (ZWS Aug. 2023) |
GS Lazarus PP* | AT 484.857.122,
geb. 14.03.2013 |
Lord P,
Europoker P |
126 |
GS Big Ben P*S | AT 902.033.122,
geb. 12.09.2013 |
Bodybuilder,
Leonhard |
128 |
GS Wipp PP* | AT 914.848.129,
geb. 19.05.2016 |
Wechsel PP*,
Lord P |
122 |
GS Savalas PP* | AT 014.874.874,
geb. 23.09.2020 |
Stenmark PP*,
Lord P |
115 |
Die vorgestellten Fleckviehvererber bestätigen die konsequente Zuchtarbeit für beide Nutzungsrichtungen in der burgenländischen Fleckviehpopulation, die sich nun auch in der nächsten Zuchttiergeneration weiter etablieren wird. Somit kann auch das Burgenland als kleines Zuchtgebiet auf große Zuchterfolge verweisen. Es werden zukünftig weitere Besamungsstiere zu erwarten sein, die aus Söhnen und Töchtern von im Burgenland gezüchteten Stieren stammen. Glückwunsch an die engagierten Zuchtbetriebe für ihre erfolgreiche Arbeit!
Foto 1 © Rinderzucht Austria: GS Wegweiser, einer der ersten erfolgreichen Stiere aus genomischer Zuchtwertschätzung, gezüchtet in der Landwirtschaftlichen Fachschule Güssing
Foto 2 © Rinderzucht Austria: GS Jedermann, nachkommengeprüfter, sehr gefragter Fleckviehvererber mit vielversprechenden Nachkommen und aus alternativer Linie aus dem Zuchtbetrieb Kaipel in Wiesfleck
Foto 3 © Rinderzucht Austria: GS Wuhudler, ein inzwischen nachkommengeprüfter Stier mit zahlreichen Söhnen im Besamungseinsatz aus dem Betrieb Bauer in St. Michael
Foto 4 © Rinderzucht Austria: GS Winten aus dem Zuchtbetrieb Mittl in Eberau ist weiterhin unter den besten Jungstieren im Einsatz über die Künstliche Besamung
Foto 5 © Rinderzucht Austria: GS Wipp PP*, ein gefragter Besamungsstier aus dem Zuchtbetrieb Hannes Lipp in St. Martin an der Raab