Der Burgenländische Rinderzuchtverband feierte am 25. Feber 2015, im Zuge seiner ordentlichen Generalversammlung sein 90-jähriges Bestandsjubiläum. Zu diesem feierlichen Anlass konnte Obmann LAbg. Reinhard Jany zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Unter ihnen Agrarlandesrat Andreas Liegenfeld, LK Präs. ÖR Franz Stefan Hautzinger, ZAR Obmann ÖR Anton Wagner und Agöf Obmann Ing. Sebastian Auernig.
Seit über 90 Jahren ist diese eingetragene Genossenschaft für den Aufbau und die ständige Weiterentwicklung der heimischen Rinderzucht und Lebensmittelproduktion in unseren bäuerlichen Familienbetrieben verantwortlich.
Durch die Erstellung, sowie der ständigen Anpassung von geeigneten Zucht- und Gesundheitsprogrammen wurde seit der Gründung immer mit besonderer Rücksichtnahme auf Umwelt, Tiergesundheit und Tierwohl mit aller Konsequenz versucht, gesunde, leistungsstarke Zuchttiere und Lebensmittel zu produzieren.
Ein ganz besonderes Anliegen der Verantwortlichen in der 90-jährigen Geschichte der Rinderzucht Burgenland war es stets zu versuchen, die Zuchtarbeit in bäuerlicher Hand zu behalten und diese nicht, so wie in anderen landwirtschaftlichen Bereichen schon lange zuvor geschehen, an riesige, alles kontrollierende Agrarkonzerne zu verlieren.
Im Burgenland gibt es derzeit 449 Rinderhalter, welche 20.644 Rinder, davon 4.390 Milchkühe, halten. Über 80 % davon werden im Burgenländischen Rinderzuchtverband züchterisch und in Richtung Qualitäts- und Nahrungsmittelsicherheit betreut.
Begonnen hat alles vor 90 Jahren. Am 14. Februar 1925 wurde im Sitzungssaal der Gemeinde Oberschützen die Gründungsversammlung des Verbandes der burgenländischen Fleckvieh-Zuchtgenossenschaften abgehalten. Gründungsmitglieder waren fünf Viehzuchtgenossenschaften mit 324 Mitgliedern und 710 Herdebuchkühen.
Aufbau einer Leistungskontrolle, Tierkennzeichnung und Einrichtung einer Zuchtvieh-vermittlungsstelle waren die ersten Aufgaben des neuen Verbandes. Weiters wurde ein der damaligen Zeit abgepasstes Zuchtprogramm mit einem dementsprechenden Zuchtziel erstellt. Die Durchschnittsleistung der kontrollierten Kühe beträgt 1925 – 2.125 kg Milch bei 3,65 % Fett. Allerdings wurden damals noch über 70 % der Kühe eingespannt und zu Arbeitsleistungen herangezogen. Die Leistungskriterien waren also total andere als in der heutigen Zeit.
1931 wurde der bisher als Verein organisierte Verband der Burgenländischen Fleckviehzuchtgenossenschaften aufgelöst und als Genossenschaft mit beschränkter Haftung unter dem Namen „Burgenländischer Fleckviehzuchtverband“ neu gegründet. Über 30 Viehzuchtgenossenschaften aus dem gesamten Burgenland waren bereits Mitglied geworden.
Während des zweiten Weltkrieges, wo das Burgenland aufgelöst war, wurden die Interessen der burgenländischen Fleckviehzüchter, bis zur Wiedergründung 1947, vom Fleckviehzuchtverband Steiermark wahrgenommen.
In den ersten Nachkriegsjahren mühten sich Vorstand und Geschäftsführung mit dem Neuaufbau des Verbandes ab, welcher Mitte der fünfziger Jahre im Wesentlichen abgeschlossen war. Mit der Normalisierung der Lage wurde im Burgenländischen Fleckviehzuchtverband eine ungewöhnliche Aktivität entfaltet.
Die alten Markthallen in Oberwart hatten den Anforderungen keineswegs entsprochen und es musste ein völlig neues Konzept entworfen werden. 1952 erfolgte der Beschluss zur Errichtung einer Versteigerungshalle in Oberwart, welche noch im selben Jahr der Benützung zugeführt wurde.
Nun erlebte auch der Zuchtviehabsatz einen enormen Aufschwung, sodass das anfallende Zuchtvieh bald nicht mehr im Inland abgesetzt werden konnte. Der mussten neue Märkte gefunden werden, wobei sich Italien als einer der wichtigsten Abnehmer entwickelte. Zuchtviehlieferungen gingen aber auch nach Jugoslawien, Spanien, Ungarn, Rumänien, Griechenland, Deutschland, Polen, CSSR, UdSSR, Mosambik und Angola.
Zuchtviehexporte in viele Länder Nordafrikas, Asien und Europas sind bis heute ein wichtiger Bereich der burgenländischen Zuchtviehvermarktung.
Im Jahre 2000 wurde die bereits in die Jahre gekommene Versteigerungsanlage, aus Stadtentwicklungs-Gründen aus der oberwarter Innenstadt an den Stadtrand ausgesiedelt und zu einem Rinderkompetenzzentrum ausgebaut.
In weiterer Folge wurde dem Verband auch die züchterische Anerkennung für alle im Burgenland angesiedelten Rinderrassen zugesprochen und dementsprechend der Name der Genossenschaft auf „Burgenländischer Rinderzuchtverband eGen“ geändert.
Nach dem EU-Beitritt Österreichs kam es in der burgenländischen Rinderzucht zu einem gewaltigen Strukturwandel. Viele Klein- und Mittelbetriebe haben die Rinderhaltung aufgegeben. Die verbleibenden Betriebe wurden modernisiert und sind ständig gewachsen und größer geworden um auch in der EU weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.
So hat sich trotz sinkender Betriebszahlen die durchschnittliche Kuhzahl/Betrieb von 2,19 – 1925 über 5,15 – 1975, 9,8 – 1995 auf 34,4 – 2015 ständig erhöht.
Durch das Qualitätssicherungssystem „Leistungsprüfung“ und durch jahrzehntelange, konsequente Zuchtarbeit ist es gelungen, das „kleine“ Burgenland sowohl bei den Leistungsmerkmalen als genetisch in der Rinderzucht an die Spitze der österreichischen Zuchtverbände zu bringen. Seit 2012 nehmen auch die burgenländischen Rinderzuchtbetriebe am Qualitätssicherungsprogramm der AMA teil.
Alle bei der amtlichen Leistungsprüfung erhobenen Daten werden dabei unter dem Dach des AMA Gütesiegels dokumentiert und ausgewertet.
Der Burgenländische Rinderzuchtverband feiert heuer sein 90-jähriges Bestandsjubiläum. 90 Jahre bedeuten auch ständige Veränderungen, ständige Anpassung und laufende Weiterentwicklung.
All diese Herausforderungen hat unsere burgenländische Rinderzuchtgenossenschaft stets mit höchster fachlicher Kompetenz gemeistert und hat sich so zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen entwickelt.
Was aber seit der Gründung 1925 geblieben ist, ist die Idee, gesundes, leistungsstarkes und qualitativ hochwertiges Zuchtvieh in einer ausgewogenen lebenswerten Umwelt zu produzieren!